DOKUMENTE ZUM BRAND VOM STAATSARCHIV BERN
1773 rief die Berner Regierung dazu auf, eine freiwillige Steuer an die Brandgeschädigten zu entrichten. Davon gibt es unter der Signatur Ma 26.220 einen Beleg (vgl. Anhang). Zudem ist auch die Rechnung überliefert aus diesen Steuerngelder unter der Signatur B XII 302c. Darin ist etwa festgehalten, wer wieviel Schaden hatte in Mülchi und welche Häuser 1773 neu aufgestellt wurden. Ein spannendes Dokument, aus welchem man vielleicht Ausschnitte zeigen könnte. Dazu finden Sie drei Handybilder.
Staatsarchiv des Kantons BernDr. Benjamin Ryser, Historiker
Alter Dorfplatz, als der Mülchibach noch nicht unter einer Betonplatte durchfloss. Links heutiges Salzmann-Haus.
Weisses Haus heutiges Restaurant Löwen. Wurde noch von Hirschi Hans und Margrit 26 Jahre geführt (Eltern von Hans Hirschi, Moosgasse).
Vorne rechts heutige Landmaschinen Bärtschi.
Bauinventar Gebäude Familie Minger, Hauptstrasse 4.
Im Vorgängerbau, der dem Brand zum Opfer fiel, wurde Bundesrat Rudolf Minger geboren und wuchs dort bis zum 7. Lebensjahr auf.
Schopf im Holz
Datum unbekannt
Moser Hansueli
Bruder Fritz Moser Moosgasse
Datum unbekannt
Hornusser Mülchi
Datum unbekannt
Haus Familie Stefan und Corinne Kunz, Hauptstrasse
Werner Marti - altes Haus Holz
Haus Ueltschi Hans - alte Post
Haus von 1712 - eines der Häuser, das den Brand überlebt hatte.
Bären Mülchi
Bauernhaus mit Wirtsstube von 1867
(Quelle Denkmalpflege Kanton Bern)
Restaurant Bären - November 1916
Plakat altes Dörflädeli - heutiges Stöckli zum Bauernhaus Salzmann
Haus Barbara und Fritz Moser, Moosgasse - ca. 1915
Auf Foto Mitte: Familie Dick - wohnten in oberer Wohnung
Auf Foto links: Grossvater von Fritz Moser
Auf Foto Rechts: Mutter von Fritz Moser
Mülchi 1940
Hans Ueltschi
Stöckli entstanden 1776 nach dem Dorfbrand.
Mülchi-Bauern am Pflügen im Limpachtal
ANSPRACHE DORFFEST
Werner Salzmann - Ständerat - Mülchi
Mit vielen Informationen zur Geschichte von Mülchi.
SEENBILDUNG DURCH DEN HOCHGEHENDEN LIMPACH IN MÜLCHIMOOS. HOCHWASSER VOM 14.OKTOBER 1939 (ARCHIVBILD)
zvg
Er hat etwas Moos angesetzt, der kräftige Bauer, der seinen Pflug von einem Pferd durch die Limpachebene ziehen lässt. Doch das Werk, an das der grosse Gedenkstein zwischen Balm und Messen erinnert, ist in den Gedächtnissen von Zeitzeugen noch immer frisch. «Durch die Heimat – für die Heimat», steht in den grossen Gedenkstein gemeisselt. Die Melioration zwischen 1939 und 1951 war für die Bauern ein Segen. Durch sie wurden die sumpfigen, sauren Wiesen mit der spärlichen Flora im Limpachtal trockengelegt. Aus dem Gebiet, in dem einst die Malaria grassierte, wurde fruchtbares Ackerland.
Während der Eiszeit bedeckte der Rhonegletscher die Ebene. Danach lag im Tal wahrscheinlich ein seichter See, der verlandete und zu einem grossen Sumpf wurde. Im Wengimoos wurde später Torf abgebaut.
Zerstörte Ackerkulturen
Während Jahrhunderten kämpften die Talbewohner gegen die Wassermassen. Gerade nach intensiven Regenfällen konnten diese vom Fliessgewässer mit dem zu kleinen Querschnitt kaum abgeführt werden. 1448 wurden erstmals gemeinsame Arbeiten unternommen, damit das Wasser besser abfliesst. In der Folge verhandelten die Berner und die Solothurner Regierung unzählige Male, um den Fluten beizukommen. Es blieb Stückwerk.
Immer wieder wurden Ackerkulturen zerstört. Wochenlang blieb das Wasser auf der Oberfläche liegen. Wenn ein Hochwasser mit der Erntezeit zusammenfiel, konnte das Gras nicht gemäht werden. Das Heu verfaulte. 1939 mussten die Bauern mit Pferd und Wagen durch Wasser fahren, um die ausgegrabenen Zuckerrüben aus dem «See» zu holen. Eine grosse Verschuldung in den Gemeinden war die Folge.
«Erst in den Kriegsjahren wurde der Bach, der einst drei Läufe hatte, zusammengeführt», weiss Andreas Schluep, Präsident des Gemeindeverbandes Limpachtal.
Von Osten nach Westen, also von Kräiligen her, wurde der Fluss abschnittsweise begradigt und tiefer gelegt. Für einen besseren Abfluss wurde Ende der 1940er-Jahre ein Bretterboden eingebaut.
Seitdem fliesst der Limpachkanal schnurgerade durch die Ebene. Auch die Seitenbäche wurden kanalisiert. Ein Wegnetz wurde errichtet. Und dank der Reduktion von Parzellen wurden in einer Güterzusammenlegung aus stark zerstückelten «Hosenträgerbitzli», wie sie Hansruedi Spielmann aus Balm nannte, ausgedehnte Felder. Während des Zweiten Weltkrieges zog der Ackerbau entsprechend kräftig an.
Heute ist der Gemeindeverband Limpachtal für den Erhalt des Kanals verantwortlich und dafür, dass das Wasser abläuft. «Die Wasserqualität ist nicht unsere Aufgabe.»
Christof Ramser 21.07.2016, 07.15 Uhr
Solothurner Zeitung
Unterlagen ISOS
Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung
2009
Geschichte Mülchi / Text Staatsarchiv
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1272 unter dem Namen Mulnheim. Später erschienen die Bezeichnungen Mulheim (1354), Mulchein (1531), Mülchy (1570) und Mülchi (1637). Die ursprüngliche Bedeutung des Ortsnamens lautet Siedlung bei der Mühle, abgeleitet vom althochdeutschen Wort mulin (Mühle).
Seit dem Mittelalter stand Mülchi unter der Oberhoheit der Grafen von Kyburg. Im 13. Jahrhundert erwarb das Zisterzienserinnenkloster Fraubrunnen den Zehnten über Mülchi. Im Jahr 1406 gelangte das Dorf unter Berner Herrschaft und wurde dem Landgericht Zollikofen zugeordnet.
Am 1. September 1773 wurde Mülchi durch einen schrecklichen Grossbrand vernichtet, nur drei Häuser überstanden den Brand. Im Wesentlichen prägen also Bauten, die nach 1773 entstanden sind, das Erscheinungsbild Mülchis. Nach dem Brand forderte die Obrigkeit, dass die Häuser weiter auseinander wieder aufgebaut würden und dass sie nun mit Ziegeln zu decken seien. Es entstand ein neues Siedlungsbild. Mülchi wurde damit auch zum Vorbild für andere Dörfer, denen später ein ähnliches Schicksal zustiess.
Nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime (1798) gehörte Mülchi während der Helvetik zum Distrikt Zollikofen und ab 1803 zum Oberamt Fraubrunnen, das mit der neuen Kantonsverfassung von 1831 den Status eines Amtsbezirks erhielt.
Schon im 18. Jahrhundert wurden grosse Anstrengungen unternommen, der Versumpfung des Limpachtals entgegenzuwirken. Neues Kulturland wurde jedoch erst während der kantonsübergreifenden Melioration in den Jahren von 1939 bis 1951 gewonnen. 1978–85 legte Mülchi den privaten Wald zusammen.
Rudolf Minger, der spätere Bundesrat, wurde 1881 in Mülchi geboren.[3] Nach einem Welschlandjahr arbeitete er bis 1907 auf dem elterlichen Hof, wo er sich während einer längeren Krankheit autodidaktisch weiterbildete.